Albanien: Von Gjirokastra nach Korça
KAPITEL:
Heute steht uns die längste Fahrt
des Urlaubs bevor! Von Gjirokastra geht es über Përmet und den Thermalquellen
Banjo e Benjes bis nach Korça. Obwohl es nur rund 200km sind, kann man
konservativ geschätzt von 4,5 Stunden ausgehen. Ungünstigerweise hat gerade
heute ein Mitreisender Geburtstag.
Auf dem Weg nach Përmet fährt man
eine ganze Weile am Fluss Aoös entlang und passiert einige sehenswerte Brücken
wie die Dragoti Bridge (Ura e Dragotit).
Dragoti Bridge
Ursprünglich wollten wir in
Përmet zu Fuß den Berg hoch zur Saint Maria Church of Leuse (Kisha e Shen
Merise ne Leuse, hin und zurück ca. 1,5 Stunden), haben dies aber zugunsten von
zusätzlicher Zeit an den Thermalquellen verworfen. Zudem war unklar, ob die
Kirche überhaupt offen und zu besichtigen sein würde. Immerhin den
"Stadtfels", Guti i Qytetit, schauen wir uns von oben an.
Përmet gilt mit seinen
städtischen Parks als grünste und sauberste Kleinstadt in Albanien und trägt
dank entsprechender Felder im Umland den Beinamen "Stadt der Rosen".
Es gibt keine spektakulären Sehenswürdigkeiten, aber wenn man sowieso daran
vorbeifährt, lohnt ein kurzer Stopp.
Blick vom "Stadtfels",
Guti i Qytetit
Blick vom "Stadtfels",
Guti i Qytetit
Nicht weit hinter Përmet, genau
genommen direkt vor Petran, heißt es links abbiegen, um zu den Thermalquellen
Banjo e Benjes und dem zugehörigen Canyon (Kanioni i Lengarices) zu gelangen.
Dies soll ein weiteres, echtes Highlight unseres Urlaubs werden!
Wir parken unseren Van auf dem
Parkplatz neben einem Wagen, auf dem irgendwas mit "Hähnchenbraterei
XY" (auf Deutsch) steht. Immer wieder sieht man ältere, in Deutschland
ausgemusterte Fahrzeuge noch mit Original-Aufschrift (Schlosser, Elektriker,
Bäcker...). Aktuell soll es für Albaner wohl ein ganz gutes Geschäft sein, die
in Deutschland ungeliebten Dieselfahrzeuge zu kaufen und zu überführen.
Hinter dem Parkplatz fällt einem direkt
die osmanische Bogenbrücke Ura e Katiut ins Auge, neben der schon die ersten
blubbernden, schwefeligen Thermalquellen auf unseren Besuch warten. Das Wasser
ist bis zu 32°C warm! Da ist es echtes Glück, dass die Außentemperatur
inzwischen nicht mehr ganz so hoch ist und es heute teilweise sogar leicht
nieselt.
Vier der Quellen werden heilende
Kräfte zugesprochen, u.a. bei Problemen mit dem Magen, Rheuma oder der Haut.
"Witzigerweise" haben drei von uns nach dem heutigen Tag etwas
Probleme mit dem Magen, aber das kann auch an einem Caesar Salad, den
Serpentinen oder dem vielen Bier vom Vorabend liegen. 🙈
Ura e Katiut
Ura e Katiut
Nachdem wir ausgiebig im
vordersten und größten der Becken geplantscht haben, geht es für uns zu Fuß
weiter in den Canyon hinein. "Schlauerweise" habe ich meine
Badelatschen im Auto gelassen... Bald hat man die Wahl, ob man klatschnasse
Schuhe für den Rest des Tages haben möchte oder ob man das Barfußlaufen
riskieren möchte...
Aber die deutsche Ingenieurskunst
ist ja nicht umsonst berühmt, daher bauen wir an einigen Stellen mit großen
Wackersteinen Brücken über den Flusslauf. 😊
Wir erreichen schließlich ein
weiteres großes Becken mit einer unwirklich blauen Farbe. Der Kontrast wird
durch den grünlichen Flusslauf noch extremer! Wir baden auch hier nochmals,
bevor es noch tiefer in den Canyon geht.
Letztendlich verbringen wir
mehrere Stunden in der Schlucht und den Bädern und haben eine super Zeit! Dass
barfuß niemand ausgerutscht oder weggeknickt ist, kann man wohl unter "Das
Glück ist mit den Dummen" verbuchen. Dafür stinken wir und unser Bus in
den kommenden Stunden Richtung Korça so fies nach Schwefel, dass man das als
gerechte Strafe ansehen kann.
Wenn man bedenkt, dass die SH75
die einzige sinnvolle Verbindung zwischen dem Südwesten des Landes
(Saranda/Gjirokastra) und dem Südosten (Korça) darstellt, sind die
Straßenverhältnisse krass!
Man kann sich das Ganze
auszugsweise ja mal bei Google StreetView ansehen... Wunderschön, aber gefühlt
ein besserer Feld-/Waldweg. Hier erklären sich die 4,5 Stunden Dauer also!
Die Straße führt uns auf über 1000m Höhe und die Gipfel im Hintergrund erreichen sogar die 2000m. Nadelwälder lassen einen glauben, gerade durch Kanada zu zuckeln...die Landschaft Albaniens ist wirklich extrem abwechslungsreich und sehenswert!
Panorama auf dem Weg nach Korça
In Korça kommen wir in einer
kleinen, familiengeführten Unterkunft, dem "The Twins' House -
Binjaket", unter. Betrieben wird das Ganze von einem sehr herzlichen,
älteren Ehepaar, das inzwischen größtenteils in den USA lebt, den Sommer jedoch
in der Heimat verbringt.
Durch diesen Umstand sprechen
beide natürlich sehr gutes Englisch und es wird wieder viel erzählt. Obwohl wir
drei Doppelzimmer gebucht haben, bekommen wir - ohne Aufpreis! - ein viertes
dazu! So komme ich ausnahmsweise in den Luxus eines Einzelzimmers. Da es hier
wohl keine ausreichenden Kühlmöglichkeiten gibt, ist es die einzige Unterkunft
ohne Frühstück für uns. Trotzdem finden wir abends und am nächsten Morgen
Kekse, Croissants, Tee, Kaffee und Wasser vor. Wirklich toll!
Auf Empfehlung unserer Gastgeber
gehen wir im Restaurant "Frogs zhabkat" essen. Es gibt für uns u.a.
frittierte Froschschenkel, die hier wohl gar nicht so selten verspeist werden. Mjam…!
Von Korça selbst werden wir an diesem Abend nur noch wenig zu sehen bekommen
(immerhin die Kathedrale), da ein heftiges Unwetter über die gesamte Region
fegt. In Griechenland kommen dabei sogar einige Menschen ums Leben. Wir werden
zum Glück lediglich nass, sehen die Auswirkungen jedoch am nächsten Tag (siehe
kommendes Kapitel).
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