Albanien: Von Vlora nach Saranda
KAPITEL:
Auf die heutige Autofahrt freue
ich mich besonders! Wir nehmen nämlich nicht den wohl schnellsten Weg nach
Saranda (über die E853), sondern bleiben mit der SH8 direkt an der Küste.
Dies ist auch sinnvoll, da unser
erster Stopp - Gjipe Beach - logischerweise am Meer liegt. Nahe dem
Aussichtspunkt "Panorama Llogara" halten wir inmitten der Serpentinen
auf dem Pass und bestaunen den fantastischen Ausblick Richtung Süden und Meer.
Ungefähr ab hier spricht man von der "albanischen Riviera" und die
Küste könnte für meinen Geschmack kaum noch schöner werden! Kurz finden wir
einen Geocache in einem Bunker (das Hobby eines mitgereisten Freundes) und
schon geht es weiter.
Gjipe Beach kann man nicht direkt
mit dem Auto erreichen. Zunächst muss man von der SH8 abfahren und die letzten
paar Kilometer auf einem seeehr schmalen Weg bis zu einem Parkplatz bewältigen.
Kurz frage ich mich, wie das hier funktionieren soll, wenn erst einmal das
fünf- oder zehnfache an Touristen kommt. Aber für den Moment bin ich einfach
dankbar, nicht selbst auf der einspurigen Straße fahren zu müssen und kaum
Gegenverkehr zu haben.
Vom Parkplatz sind es dann noch
circa 30 Minuten zu Fuß, bis man am Strand ist. Wir biegen schließlich um die
letzte Ecke des Weges und blicken auf eine traumhaft schöne Bucht! Die
Strapazen (auch 30min können bei 35° anstrengend sein) sind sofort vergessen!
Unten erwartet uns kein weißer Sandstrand, sondern sehr feiner Kies. Ich finde
das perfekt! Einerseits ist es nicht so hart wie größere Kieselsteine, andererseits
klebt einem kein Sand in jeder Ritze. 😉
Es gibt genug freie Liegen und
wir wählen sechs nebeneinanderstehende Exemplare samt Schirmen. "So teuer
wird das in Albanien schon nicht sein", denken wir und schauen uns nach
einer zuständigen Person um. Tja, was an einem italienischen Strand undenkbar
wäre, ist hier offensichtlich Realität: Man muss nichts für eine Liege zahlen
(lediglich eine sehr geringe Parkgebühr auf dem Parkplatz für das Auto).
Wir hören Musik, holen Schlaf nach, Klettern und Schwimmen, bevor wir alle gemeinsam noch den angrenzenden "Canyon of Gjipe" erkunden. Auch dieser ist mit seinen Steilwänden landschaftlich sehr lohnenswert!
Gjipe Beach - Absolute
Empfehlung!!
Gjipe Beach
Gjipe Beach
Gjipe Beach
Canyon of Gjipe
Canyon of Gjipe
Die weitere Strecke gen Süden
bleibt ähnlich beeindruckend. Wir halten kurz an der Burg von Porto Palermo.
Sie liegt auf einer vorgelagerten Halbinsel und ist wahrscheinlich einen Besuch
wert. Aber für uns geht es nach ein paar Fotos direkt weiter nach Butrint! Dort
gibt es schließlich noch enorm viel zu sehen und auch unser Tag hat leider nur
24 Stunden.
Burg von Porto Palermo
Butrint ist die wohl wichtigste
antike Stätte Albaniens. Sie liegt auf einer Halbinsel zwischen Butrintsee und
Vivar-Kanal und hier tummeln sich Bauten aus fast 2500 Jahren - von den alten
Griechen bis hin zu Ali Pascha.
Antike Autoren wie Milet
(Hekataios) oder Vergil (Aeneis) schrieben über die zu diesem Zeitpunkt reiche
und mächtige Stadt. Nach den griechischen Kolonisten folgten Römer, später
Kämpfe zwischen Byzantinern, Slawen, Normannen und Anjou und schließlich noch venezianische
und osmanische Einflüsse. Diese spannende und wechselhafte Geschichte lässt
sich noch heute an den Gebäuden ablesen. 1992 wurde der Ort zum UNESCO-Weltkulturerbe
erklärt.
Eine solche Ausgrabungsstätte
wäre in vielen anderen Ländern abgesperrt und abgesichert, sodass man sich auf
schmalen Wegen zusammen mit etlichen anderen Touristen quetschen würde. Hier
jedoch könnte man theoretisch überall herumturnen, wirkliche Verbote gibt es
nicht. Ich denke, auch dies wird sich in den kommenden Jahren noch ändern
(müssen). Für den Moment ist es aber natürlich toll, fast ungestört das Areal
frei erkunden zu können. Hier noch ein paar Impressionen unseres Besuchs...
Museum von Butrint
Zum Sonnenuntergang machen wir
uns durch Ksamil (auch sehr schöner Strand!) auf nach Saranda, wo wir die Nacht
verbringen werden. Wir werden erneut Zeuge der albanischen Spontanität, wie
folgende Anekdote zeigt...
Unser Hotel liegt direkt an der
Promenade, soll aber angeblich einen eigenen Parkplatz für uns haben. Auf der
Vorderseite ist jedenfalls definitiv nichts, daher versuchen wir es in der
Gasse auf der Rückseite. Auch hier ist alles belegt und auf einen privaten
Parkplatz deutet nichts hin. Eine Querstraße weiter finden wir jedoch vor einem
Wohnhaus einen freien Platz und stellen unseren - für diese Gasse etwas
überdimensionierten - Van ab. Man kann ins Haus blicken. Der dort lebende Mann
schaut uns an und kommt direkt heraus. Er meint freundlich, dass er den eigenen
Wagen gleich gerne vor seinem Haus abstellen würde. Wir haben Verständnis, aber
mit einem riesigen Van und sechs Koffern ist es nicht so einfach, einen anderen
passenden Platz zu finden bei engen Gassen mit viel Gefälle und kaum
Parkmöglichkeiten.
Mit Händen und Füßen versucht er
uns zu erklären, dass sein Wagen in der Querstraße nebenan steht, er ihn jetzt
umparken wird und wir dann dort stehen können... Er würde auch solange seinen
Roller auf seine alte Parklücke stellen, um den Platz für uns zu reservieren.
Ich solle doch einfach mal bei
ihm hinten auf den Roller aufspringen, wir führen rüber in die Nebenstraße. Vor
2-3 Tagen wären hier wahrscheinlich alle Alarmglocken angesprungen, aber jetzt
setze ich mich fröhlich hinten auf den Roller, umklammere den fremden, fülligen
Mann und schon geht es mit überhöhter Geschwindigkeit um die Ecke - schnell
noch ein Auto geschnitten, fast gestorben, aber schließlich klappt alles
genauso, wie es uns der Mann versprochen hat. Den Roller sollen wir einfach aus
der Parklücke heben und irgendwo daneben stellen. Sowas erlebt man in
Deutschland dann doch eher selten. 😁
Wir tauschen also die Plätze,
checken ein und verbringen einen netten Abend in Saranda. Auch wenn ich mich
mit der folgenden Aussage vielleicht bei dem ein oder anderen unbeliebt mache:
Saranda selbst (abgesehen von der Lage am Meer inkl. Ksamil und Butrint) ist
für mich jetzt nicht uuuunbedingt einen Besuch wert. Aber vielleicht reichte
die kurze Zeit auch nicht aus, um die wirklich lohnenswerten Ecken zu finden.
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