Albanien: Von Saranda nach Gjirokastra
KAPITEL:
Auf dem Weg zwischen Saranda und
Gjirokastra gibt es - so finde ich - einen Pflichtstopp für jeden, der etwas
für die Natur übrig hat: Syri i Kaltër, das Blaue Auge!
Es handelt sich um die
wasserreichste Karstquelle des Landes (6m³/sek) und sie besticht durch ihre
Schönheit. Das 12,75°C (+-0,15°C) kalte Wasser tritt aus einem Quelltopf
hervor, dessen genaue Tiefe noch immer unbekannt ist. Durch den hellen Kalkstein
im Hauptbecken schimmert das Wasser in etlichen Blau- und Grüntönen fast schon
surreal...als liefe man durch ein riesiges Adobe Photoshop-Gemälde, bei dem die
Regler für HDR, Kontrast und Sättigung auf Anschlag gedreht worden sind. Meine
Bilder sind übrigens unbearbeitet. 😊
Es herrscht ziemlicher Betrieb an
der Quelle: Menschen springen von einer erhöhten Stelle hinein, fotografieren
die Quelle und noch viel häufiger sich selbst an der Quelle - die
"Instagrammability" des Ortes scheint gerade für die jüngeren Frauen
eine "10 out of 10" zu sein!
Auch zwei von uns wagen von der
Plattform den Sprung ins kühle Nass. Ihr Fazit: Kühl und nass...aber gut! 😜
Syri i Kaltër
Syri i Kaltër
Sprung eines Mitreisenden inkl.
Actioncam
Weiter geht es nach Gjirokastra,
aber kurz vorm Ort soll noch etwas liegen, von dem ich über dubiose Quellen
gehört habe - ein echter, kleiner Geheimtipp.
Da wir nach der Pëllumba-Höhle
und etlichen Bunkern inzwischen ja schon semi-professionelle Höhlenforscher
sind, biegen wir beim kleinen Ort Vanister (ca. 10km südöstlich von
Gjirokastra) hinter der "Kalimera Patisserie" links ab und parken
unseren Wagen.
Hier irgendwo soll die
"Shpella Skotini" liegen: Eine Höhle mit unterirdischem See, der zu
kommunistischen Zeiten für die Landwirtschaft abgeleitet wurde. Es ranken sich
diverse Legenden um die Höhle, aber wir müssen sie jetzt erst einmal finden!
Wie in jedem schlechten
Horrorfilm teilen wir uns auf und jeder sucht nördlich des Orts (Richtung
Goranxi) seinen eigenen Weg in die kleine Schlucht. Wie wir später sehen, hätte
es sogar einen Pfad gegeben, aber querfeldein macht sowieso mehr Spaß!
Schließlich stehen wir alle mit
leicht zerkratzten Beinen vor dem Eingang. Unsere mickrigen Taschenlampen
beleuchten einen breiten, hinabführenden Weg. Unten stoßen wir in ziemlicher
Dunkelheit schließlich auf den See, wirklich schön! Wir sehen eine Plattform,
die an eine Pumpstation erinnert und klettern über eine völlig verrostete
Metalltreppe, der bereits eine Stufe fehlt. Hätten die Stufen unser Gewicht
(natürlich jeder einzeln) nicht gehalten, wäre ein doppelter Beinbruch noch das
Best-Case-Scenario gewesen... Richtig leichtsinnig, aber die Neugierde ist eben
größer! Überall Rohre, Ventile und ein undefinierbarer, dunkler Schleim, der alles
überzieht. Objektiv betrachtet gibt es sonst nicht viel mehr zu sehen, aber uns
hat der kleine Abstecher sehr gut gefallen.
Eingang der Shpella Skotini (von
innen betrachtet)
Unterirdischer See
Vertrauenserweckende Treppe...
Pumpstation o.ä...?
Undefinierbares, fieses Zeug...
Unser heutiges Ziel - Gjirokastra
- erreichen wir bereits am frühen Nachmittag, da es sich um ein malerisches
Städtchen mit einigen Sehenswürdigkeiten handeln soll. Den Beinamen "Stadt
der Steine" verdankt sie den vielen, kleinen Trutzburgen ähnelnden
Bürgerhäusern - auch unser Hotel, das "Kalemi 2", ist hier keine
Ausnahme.
Hotel Kalemi 2
Gjirokastra gilt als wichtigstes
kulturelles Zentrum Südalbaniens und hier wurden u.a. der Diktator Enver Hoxha
sowie der Schriftsteller Ismail Kadare geboren.
Um zunächst einen Überblick zu
erhalten, erklimmen wir den Hügel, auf dem sich die Zitadelle befindet. Bereits
beim Weg dorthin kommen wir an pittoresken Häusern vorbei. Berühmtere Beispiele
der Stadt sind das Zekate-Haus oder das Skenduli-Haus.
Oben angekommen beeindruckt die
tolle Lage der Stadt inmitten der Berge: Die albanische Version der Toskana! 😮
Die Zitadelle verdankt ihr
heutiges Aussehen Ali Pascha, doch ihre Anfänge reichen bis in die
vor-osmanische Zeit zurück. Zu entdecken gibt es Museen, einen Uhrturm, ein
Gefängnis, Waffen aus dem zweiten Weltkrieg u.v.m.
Wir verlassen die Burg erst
wieder, nachdem wir uns sicher sind, jeden einzelnen Winkel erkundet zu haben.
Definitiv ein lohnenswerter Besuch!
Haha
Den Rest des Nachmittags/Abends
streifen wir durch die idyllischen, engen Gassen. Momentan wird der Gehweg der
Altstadt großflächig saniert, was zwar einerseits den malerischen Eindruck
etwas trübt, andererseits dafür sorgt, dass keinerlei Autos unterwegs sind. Ein
fairer Deal!
Auf Empfehlung einer Person aus der Albanien-Facebook-Gruppe geht es zum Abendessen in das "Kujtim Restaurant". Danke für den guten Tipp, wir wurden nicht enttäuscht!
Schließlich landen wir vor einer Bar und trinken dort diverse Runden Bier, während uns die Wirtin Klotilda(?) Gesellschaft leistet. Sie beantwortet bereitwillig und mit einer Engelsgeduld all unsere Fragen über Land und Leute. Nachdem wir so 2-3 Stunden mit ihr verbracht haben, geben wir ihr als Aufwandsentschädigung ein großzügiges Trinkgeld. Sie muss schließlich am nächsten Morgen bereits um 7 Uhr wieder hier sein und wohnt etwas weiter draußen in den Bergen. Sie meint noch, dass wir morgen früh vor unserer Abreise vorbeikommen sollen, weil sie uns 'meat balls' für unterwegs machen kann.
Um schon einmal den kommenden
Morgen vorwegzunehmen: Natürlich gehen wir bei ihr vorbei und für uns ist
sonnenklar, dass wir nun ein paar ihrer Fleischbällchen kaufen. Aber falsch
gedacht! Sie meint nur, dass sie kein Geld möchte, sie hätte doch gesagt, sie
mache uns Proviant! Wow, was für eine Gastfreundschaft! 😃 Auch das kommt in
Deutschland praktisch nicht vor.
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