Albanien: Von Korça nach Elbasan
KAPITEL:
Der heutige Tag steht ganz im
Zeichen des Ohridsees! Von Korça möchten wir über Drilon, Pogradec und Lin
einmal das komplette Westufer des Sees abfahren, bevor es nach Elbasan geht.
Vor dem Aufbruch haben wir noch
ein paar "Pflichten" in Korça zu erledigen! Zunächst fahren wir im
Osten der Stadt - zum Glück per Van - hoch auf einen Hügel bis zum Restorant La
Montagna. Von dort laufen wir die letzten Meter bis zur Shën Ilia und dem Kryqi
Moravë. Uns beeindruckt vor allem die Lage der kleinen Kirche sowie der
fantastische Ausblick über das gesamte Tal.
Shën Ilia
Shën Ilia
Shën Ilia
Blick auf Korça
Kryqi Moravë
Da wir schon einmal in der Gegend
sind, möchte ich auch direkt noch runter nach Mborje und die
Auferstehungskirche (Kisha Shen Ristozi) ansehen. Mir war klar, dass es nicht
leicht wird, hier hineinzukommen, aber unterschätze niemals die
Hilfsbereitschaft eines Albaners!
Der ältere Herr, den wir vor der
Kirche antreffen, spricht leider kein Wort Englisch oder Deutsch. Auf unsere -
so dachten wir - international anerkannte "Schlüsselgeste" bekommen
wir keine Antwort, die uns weiterbringt. Schließlich erscheint aber ein Freund
des Mannes, der italienisch spricht. Er versteht sofort, worauf wir hinaus
möchten und ruft nach Jemandem über einen Zaun hinweg...keine Antwort. Er
murmelt etwas, was wie "Uno momento" klingt und verlässt das
Kirchengrundstück. Es verstreichen 2, 3 und schließlich 5 Minuten. Hat er
wirklich "uno momento" gesagt oder ist er längst über alle Berge? Als
wir die Hoffnung fast aufgeben, kommt er mit einer weiteren Person, die
tatsächlich den Schlüssel hat! 😃 Er musste mit seinen schätzungsweise 75-80
Jahren wohl durch den halben Ort, bevor er Erfolg hatte.
So bekommen wir tatsächlich noch
die Möglichkeit, diese alte, hochinteressante Kapelle von innen zu sehen! Über
die genaue Zeit des Baus gibt es sehr unterschiedliche Angaben, die vom 9.
Jahrhundert bis ins 14. Jahrhundert reichen. In den letzten Jahren wurde sie
restauriert und das äußere Baugerüst ist nun zum Glück nicht mehr vorhanden.
Ich kenne mich in dem Bereich
nicht allzu gut aus, aber für mich wirkt der Innenraum (ca. 4x6 Meter) und die
Art der Wandgemälde anders als bei allen anderen Kirchen, die ich bislang
besucht habe. Selbstverständlich erhält die Spendenbox, die wir in der Kirche
finden, einen angemessenen Obolus von uns.
Kisha Shen Ristozi
Schnell müssen wir noch das
Minimal-Touri-Programm, das uns gestern wegen des Gewitters nicht vergönnt war,
nachholen: Pazari i Korçës!
Der Alte Basar von Korça aus
osmanischer Zeit wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert. Es gibt
kritische Stimmen mit der Meinung, dass das originale Flair hierdurch verloren
gegangen wäre, aber ein schöner Platz ist es für mich auf jeden Fall! Ich
glaube, auch irgendwo Schilder gesehen zu haben, dass EU-Gelder in die
Restauration geflossen sind, aber sicher bin ich mir nicht.
Abends ist garantiert noch
deutlich mehr los als jetzt, aber beim Kaffee trinken kann man ebenfalls
wunderbar das geschäftige Treiben um sich herum beobachten.
Alter Basar von Korça
Alter Basar von Korça
Alter Basar von Korça
Alter Basar von Korça
Leider haben wir die ansässige
Korça-Brauerei nicht mehr besichtigen können, dafür jedoch in all den Tagen
mehr als genug von diesem Bier (hell und dunkel) sowie der Konkurrenz
(Tirana/Tirana Kuqalashe, Stela, Elbar sowie Peja aus dem Kosovo) getrunken.
Nun geht es endlich zum Ohridsee!
"Drilon" nennt sich ein am Ufer gelegenes Feuchtgebiet, das durch
eine Karstquelle gespeist wird, aus Teichen und Auenwäldern besteht und Teil
eines Nationalparks ist.
Von hier sind es weniger als drei
Kilometer bis zur Grenze nach Nordmazedonien. Im Vorfeld haben wir überlegt, ob
wir die Grenze passieren wollen. Aber zum einen war der Mietwagenanbieter von
unserer Idee nicht begeistert und zum anderen kostet es wohl gar nicht so wenig
pro Person bei Einreise. Nur, um mal da gewesen zu sein, lohnt es daher wohl
weniger...und bis zur Stadt Ohrid schaffen wir es mit unserem Zeitplan auch
kaum.
Wie im letzten Kapitel erwähnt,
zog in der vorangegangenen Nacht ein heftiges Unwetter über die Region hinweg.
Der halbe Park ist verwüstet! Riesige Bäume liegen entwurzelt über die Gehwege
und einige Boote wurden zerstört. Mir tut das Paar, das hier gerade seine
Hochzeitsbilder schießt, ein wenig leid. Aber immerhin ist der Himmel
inzwischen wieder blau und mit dem richtigen Winkel lassen sich sicher dennoch
gute Bilder schießen. 😉 Auch andere Besucher sehen die Sache pragmatisch und
rudern einfach um einen ins Wasser gestürzten Baum herum. Überall sind die
Kettensägen der Arbeiter zu hören, die bereits die gröbsten Schäden beheben.
Nicht wirklich entspannend, aber löblich, dass es so schnell geschieht.
Verwüstung vom Gewitter in Drilon
Verwüstung vom Gewitter in Drilon
Verwüstung vom Gewitter in Drilon
Die Küste des Ohridsees ist
wirklich toll! Durch seine Größe und den Wellengang fühlt es sich eher an, als
sei man am Meer.
Unser nächster Halt ist Pogradec.
Als klassische Schönheit würde ich das knapp 21.000 Einwohner fassende
Städtchen nicht bezeichnen... Die Lage ist natürlich phänomenal, der Ort selbst
wirkt ein wenig so, als hätte er mal bessere Zeiten gesehen. Wir flanieren
entlang des Sees und einmal durch die Fußgängerzone, bevor wir entschließen,
hier nicht allzu viel Zeit zu verbringen.
Promenade von Pogradec
Promenade von Pogradec
Promenade von Pogradec
Promenade von Pogradec
Promenade von Pogradec -
"Matterhorn"
Promenade von Pogradec
Dönerwerbung in Pogradec, haha!
Der nächste Ort gefällt uns
deutlich besser: Das kleine Fischerdorf Lin. Obwohl inzwischen einige
Touristenbusse hier halten, wirkt alles noch sehr urtümlich und traditionell.
Nette, ältere Bewohnerinnen des Orts weisen uns den Weg zu der auf einem Hügel
gelegenen Ruine einer Basilika. Diese ist vor allem für ihre 1967 entdeckten
Bodenmosaike bekannt, die sich niemals wiederholen. Sie zeigen Flechtbänder,
geometrische Formen sowie eine sog. Eucharistische Vase mit Weinranken, umgeben
von vier Dreiecken mit jeweils unterschiedlichen Gefäßen zwischen
Geflügelpaaren. Mein Reiseführer behauptet zwar, dass sie zum Schutz vor der
Witterung mit Sand abgedeckt sind, aaaaber...das kann ich für den heutigen Tag
nicht bestätigen, juchuu! 😊
Auf dem Rückweg nach unten sehe
ich etwas und muss laut lachen... Es ist überhaupt nicht böse gemeint, aber bei
einem "Was ist typisch Albanisch"-Contest hätte folgendes Bild gute
Siegchancen!
"Das Zimmer ist zu kurz für
das Bett? Dann ragt es eben ein paar Zentimeter aus dem Haus raus...und!? Ach, der
Kurzschluss in der Lampe sollte auch gelöst sein, ich habe eine halbe Flasche
darübergestülpt." 😂😂😂
...es funktioniert. Manchmal
etwas anders als in Deutschland, aber es funktioniert! Not macht erfinderisch.
Im Dorf werden gerade überall
Kornblumen getrocknet, was schön anzusehen ist. Was hier genau damit gemacht
wird, weiß ich nicht...ich kenne sie primär als Heilpflanze.
Wir blicken zu unserer linken,
sehen ein paar Bauern und in drei Metern Abstand...den offen klaffenden Hals
einer Kuh. Heieiei, das kam unerwartet! Ich bin mir sicher, die Kuh hatte ein
viel besseres Leben als die deutschen "Industriekühe", aber eine
Vorwarnung wäre nett gewesen, haha!
Fischerort Lin
Fischerort Lin
Fischerort Lin
Weiter geht's Richtung Elbasan. In
der Facebook-Gruppe wurde mir das Restorant Gjahtari nahe Librazhd empfohlen
und tatsächlich fahren wir raus auf den Parkplatz. Nach einer kurzen
Besprechung ist die Mehrheit aber dafür, die restlichen 30 Minuten nach Elbasan
zu fahren, um sich dort umzuziehen und danach in Ruhe Essen zu gehen. Auch gut!
In Elbasan am Hotel angekommen
sollen wir unseren Van erst einmal direkt in einem Tor der Stadtmauer
abstellen...okay, warum nicht…? Jedenfalls liegt das Hotel Guri sehr praktisch
und lässt keine Wünsche offen.
Hotel Guri
Alte Stadtmauer in Elbasan
Wir erkunden kurz das von der
Stadtmauer umrahmte Burgviertel samt Königsmoschee und Marienkirche, bevor uns
der Hunger zur ebenfalls dort liegenden Taverne "Porta e Kalase"
führt.
Eigentlich wollte hier
ausnahmsweise jeder ein eigenes Gericht bestellen, aber nach ein paar Kommunikationsschwierigkeiten
einigen wir uns mit dem Sohn des Besitzers darauf, dass er einfach mal dieses
und jenes von der Speisekarte bringt.
Noch Tage später lachen wir über
meinen Satz, als ich irgendwann - nachdem gefühlt 10-12 Gerichte auf unserem Tisch
stehen, wir alle beim Anblick schon satt sind und der Kellner immer wieder
etwas Neues bringt - einfach nur: "Pleeeeaaase stop!!!!" zu ihm sage. 😆
Aber er hat es sicher nur gut gemeint. Ganz geschafft haben wir die Gerichte
nicht, aber wir haben unser Bestes gegeben!
Tor zum Burgviertel
Königsmoschee
Armer Ex vom Matchygirl! 😞😄
Schließlich landen wir, wie
wahrscheinlich fast jeder abends in Elbasan, auf dem Prachtboulevard, dem
Bulevardi Qemal Stafa. Es ist die Hölle los (im positiven Sinne)! Ob heute
irgendwas Besonderes stattfindet oder das ein normaler Donnerstagabend
ist...ich weiß es nicht! Die Frauen legen jedenfalls nochmals eine Schippe
drauf in Sachen Outfit (wobei "ablegen" das passendere Wort wäre).
Autos fahren hier in einem bestimmten Bereich ab einer gewissen Uhrzeit nicht
mehr. Das wäre doch mal eine gute Idee auch für deutsche Städte! Fußgängerzone
ab 19Uhr oder am Wochenende, genial!
Wir landen im wohl recht
bekannten "Coffee House", verzichten jedoch auf den Kaffee. 😇 Die
Preise sind für deutsche Verhältnisse noch immer recht günstig, aber ich frage
mich, wie sich das so viele Menschen bei einem doch eher geringen Einkommen
leisten können. Wahrscheinlich sieht man hier nur die Schönen und Reichen...und
uns. 😄
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